Seit Ende 2020 gibt es das WHO Laboratory Biosafety Manual als Neufassung. Es richtet sich einerseits an staatliche Akteure und dient dabei als Leitfaden für die Erstellung und Überarbeitung von regulatorischen Vorgaben. Es richtet sich andererseits an nichtstaatliche Organisationen, die Biosicherheitslabore in Staaten betreiben, die keine hinreichende eigene Gesetz- und Normengebung zum Thema Biosicherheit haben.
Die wichtigste Neuerung liegt im risikobasierten Ansatz, in dem die Datenlage zu Laborunfällen und technischen wie organisatorischen Biosicherheitsmaßnahmen im Vordergrund steht. Es geht darum, gute Lösungen für konkrete Bedingungen zu finden. Zu diesen Bedingungen gehören sämtliche Faktoren, die den Maßnahmenerfolg beeinflussen können, also beispielsweise die Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen, Kompetenzen des Personals, technische Voraussetzungen und die Versorgung mit Ersatzteilen.
In diesem Zusammenhang wurde die Einstufung von Erregern in Risikogruppen ("hazard groups") und Laboren in Sicherheitsstufen ("biosafety levels") aufgegeben. An deren Stelle tritt eine ausgewachsene Risikobewertung (Gefährdungsbeurteilung, "risk assessment"), in die sämtliche biosicherheitsrelevanten, konkreten Umstände einfließen.
Die bisherigen nationalen Regelungen, insbesondere in Deutschland und Europa, bestehen natürlich weiterhin unverändert fort. Wie die Anregungen aus dem neuen WHO Laboratory Biosafety Manual auch hierzulande in die Planung und den Betrieb von Biosicherheitslaboren einfließen können, zeichnet sich in den kommenden Jahren ab.